Ich sehe was, was du nicht siehst

Wellen nutzen als Schlüssel zur Welt durch passende Empfänger
Unsere Welt ist voller Farben und Geräusche, die wir mit unseren Augen sehen oder Ohren hören. Vielen Tieren erscheint die Welt ganz anders, da sie Dinge wahrnehmen können, die unseren Sinnen verborgen sind. Um unsere Wahrnehmung zu erweitern und neue Welten zu erschliessen, entwickelt der Mensch geeignete Empfänger.
Poster zum Thema Empfaenger
Infrarot
Infrarot
sichtbares Licht
UV
Ultraschall
seismische Wellen
seismische Wellen
Mikrowellen
Infraschall
Hydrophon
Infraschall
Seismometer
Gravitationswellen
Mikrowellen

Augen auf!

Das Licht, das wir sehen, sind elektromagnetische Wellen in einem bestimmten Wellenlängenbereich. Wellen ausserhalb dieses Bereichs, also z.B. kurzwelligere UV-Strahlung oder langwelligere Infrarotstrahlung, können wir nicht sehen. Einige Tiere hingegen schon.

Honigbienen sehen nicht nur im sichtbaren, sondern auch im UV-Bereich. Sie werden durch Strukturen in Blüten, die nur im UV-Bereich sichtbar sind, direkt zum Nektar geführt.

Papageien und andere Vogelarten nehmen dank UV-Sicht den Kontrast zwischen Ober- und Unterseite von Blättern deutlicher wahr. Dadurch können sie sich im dichten Wald vermutlich besser orientieren. Auch bei der Partnersuche spielt die UV-Sicht eine Rolle: Die Federn der Männchen erscheinen strahlender, wenn die Vögel ein gesundes Immunsystem haben.

Einige Kaltblüter haben die Fähigkeit, Wärme in Form von Infrarotstrahlung zu «sehen». So verfügen manche Schlangen über ein spezielles Organ, das es ihnen ermöglicht, warmblütige Beute gezielt auch im Dunkeln oder bei trüber Sicht aufzuspüren.

 

Geräte an!

Um mehr wahrzunehmen als das, was uns Menschen von Natur aus möglich ist, entwickeln wir Empfänger wie Satelliten und Seismometer sowie spezielle Kameras und Mikrofone. Damit messen wir z.B. Erschütterungen bei aktiven Vulkanen, zeichnen Infraschalllaute kommunizierender Wale auf oder sehen die Wärme entzündeter Gelenke bei einem Elefanten. Dies ermöglicht uns, verborgene Welten zu entdecken und so ein tieferes Verständnis für Naturprozesse und die Tier- und Pflanzenwelt zu entwickeln.

Eine neue Art der Wahrnehmung wurde 2015 mit der ersten Aufzeichnung von Gravitationswellen realisiert. Gravitationswellen dehnen und stauchen das All und verändern kurzfristig die Form der Objekte, an denen sie vorbeikommen, sowie deren Abstand zueinander. Mit der ESA-Mission LISA (Laser Interferometer Space Antenna) ist für 2034 ein riesiger Gravitationswellendetektor im All geplant: Drei Satelliten, die mit Laserstrahlen über 2.5 Mio. Kilometer Distanz miteinander verbunden sind, sollen auch kleinste Verformungen im All messen. Dadurch erhoffen wir uns u.a. neue Erkenntnisse über den Urknall.

 

Ohren auf!

Schallwellen in einem bestimmten Wellenlängenbereich hören wir als Töne. Besonders tiefe Töne können wir auch als Vibrationen spüren – wenn sie laut genug sind. Unter- und oberhalb des für uns hörbaren Bereichs gibt es aber noch weitere Schallwellen: Infraschall bzw. Ultraschall.

Einige Tiere kommunizieren mit Infraschall, der sich aufgrund seiner grossen Wellenlänge über weite Distanzen ausbreitet. Bei Elefanten kann dieser die Lautstärke eines Gewitterdonners erreichen, bei Walen sogar die eines startenden Spaceshuttles.

Elefanten erzeugen die dazu benötigten tiefen Töne durch eine Art Brummen. Damit erreicht ein Elefant seine Artgenossen durch die Luft über mehrere Kilometer. Das Brummen versetzt den ganzen Körper in Vibration, die sich auf den Boden überträgt und sich dort wie eine Erdbebenwelle ausbreitet. Andere Elefanten können diese Wellen über ihren Rüssel und die Fusssohlen in über 10 Kilometern Entfernung noch wahrnehmen.

Wale kommunizieren mit Infraschall sogar über ganze Ozeane hinweg. Zusätzlich geben sie Klicklaute im kurzwelligen Ultraschallbereich ab, die sie zur Orientierung und beim Beutefang nutzen – wie auch Delfine und Fledermäuse. Um Letzteren zu entwischen, haben einige Falter ein Gehör für Ultraschall entwickelt und können ihn auch selbst aussenden, um damit die Fledermäuse zu verwirren.